HiSV-4: und sie können noch Schach spielen ....

.... das war nämlich die große Sorge heute auf der Hinfahrt nach Göttingen, die die Jungs im Zug äußerten. Die lange Ruhezeit im Verein, die fehlenden Turnierpartien - das nagte scheinbar am Selbstbewusstsein der Jugend.

Wir hatten eigentlich heute  die Mannschaft Tempo Göttingen zu Hause zu Gast. Aufgrund der etwas unsicheren Situation und nicht ganz geklärten Möglichkeiten der Nutzung der Konferenzräume hatte ich bereits frühzeitig in Göttingen angefragt, ob wir auf unser Heimrecht verzichten könnten und so fuhren wir heute in aller Frühe mit Bahn und Bus nach Göttingen. Für Jakub und Daniel wurde es ein besonders langer Tag, die Gegner ließen Brett 4 und 5 unbesetzt und so gingen wir sofort 2:0 in Führung.

Der Rundblick auf die Bretter ließ durchaus gute Hoffnungen. Hashem gewann früh in der Eröffnung einen Bauern, Felix U. ließ sich - wie immer - von seinem stärkeren Gegner nicht beeindrucken und ließ die Suppe nicht anbrennen. Sein Gegner strich bereits nach einer guten Stunde die Segel, Felix starke Mattdrohung mit Turmgewinn war nichts mehr entgegenzuwirken.3:0.

Felix W. vermurkste dagegen seine Eröffnung, stand mit zwei Minusbauern schlecht da. Aber ich bin schon lange genug mit Felix unterwegs und weiß, dass er gerade in solchen Stellungen nochmal stark weiterspielt. Und das tat er auch (ob nun auch das schnelle Spiel des Gegners dazu beitrug ? Man weiß es nicht). Felix konnte im Verlauf der Partie das Blatt wenden und hatte im Endspiel dann K+T und zwei verbundene Bauern gegen K+T. Aber wie Felix das nun wieder schaffte, hier seine beiden fortgeschrittenen Bauern zu verlieren, obwohl des Gegners König auf der anderen Seite des Brettes stand - das war uns allen ein Rätsel ... aber immerhin: ein Remis und damit 3,5 : 0,5 und 2 Mannschaftspunkte im Sack.

Die anderen Jungs (Marcel und Hashem) spielten lange, hatten während der Corona Auszeit nicht in ihrer Spielausdauer und zeitlich gut genutzten Bedenkzeit eingebüßt. Allerdings sah Marcels Partie wüst aus, manchmal kaum zu durchschauen und mit mal Mehrfigur auf der einen Seite, dann Ausgleich und zum Ende wollte Marcel es noch richtig kompliziert machen, verlor den Faden und verlor leider nicht nur diesen. Naja, auch so etwas kommt vor, das kennt jeder Schachspielende.

Hashem spielte die längste Partie des Tages. Sein gutes Mittelspiel kostete dem Gegner viel Bedenkzeit. Vermutlich war hier zwischendrin ein Gewinn auf Zeit - Hashems überschätzte das digitale Können der Schachuhren und dachte, diese würden die Zeit mit entsprechender Zeitkontrolle selbständig auswerten und anzeigen und misstraute seiner eigenen manuellen Kontrolle auf dem Formular. So ging die Partie letztendlich nach 4,5 h mit einem stark gespielten Remis aus und zum Endergebnis 4:2 für uns. Hashem war am Ende mit seinem sauber erspielten Remis aber deutlich mehr zufrieden als mit einer evtl. auf Zeit gewonnenen Partie!

Leider verpassten  wir damit den früheren Bus, mit dem nächsten würden wir relativ genau den Zug am Hbf Göttingen verpassen - es winkten uns lange Wartezeiten an der Bushaltestelle und am Bahnhof und ein sehr spätes Heimkommen. Also wagten wir es, den Weg von guten 4 km in guten 30 Minuten Zeitfenster bis zum Bahnhof abwechselnd laufend und sehr schnell gehend zu nehmen - und mussten dabei 15 Minuten Zeit gut machen, die wir lt. Routenplaner brauchen würden. Wir rannten also durch Göttingens Außenbezirk und Innenstadt und kamen auf den Punkt am Gleis an, um den Zug gerade noch zu erwischen. Ich muss dabei zugeben, dass die Jungs beim Lauf bestimmt die bessere Figur machten - aber rote Köpfe hatten wir am Ende alle ;-)