In der Mitte der Bezirksliga angekommen

Ein Ausflug bei sonnigem Frühlingswetter ins schöne Weserstädtchen Holzminden – so ähnlich fühlte sich die kurvige Fahrt über Roten Berg und Hils an. Dass es in Wirklichkeit noch hundekalt war, merkte man im Auto allerhöchstens daran, dass die auf diesen Strecken sonntags üblichen zahlreichen Motorradfahrer sich noch nicht ins Freie getraut hatten. In Holzminden führten wir nach einer Stunde schon mit 1:0. Siegfrieds Gegner war nicht angetreten, entsprechend kam Optimismus bei uns Hildesheimern auf. Dieser verstärkte sich, als Jürgen am ersten Brett bald den Vorsprung auf 2:0 erhöhte. Sein Gegner hatte sich mit Nimzowitsch-Indisch verteidigt, darauf erwies sich Jürgen als gut vorbereitet. Erst konnte er per Fesselung den d-Bauern erobern, dann mit einer kleinen Taktik sogar die Qualität. Die Schwäche der gegnerischen Grundreihe und eine nicht gut parierbare Drohung einer Springergabel mit Turmgewinn ließen seinem Gegner kaum noch gute Züge und führten zu Jürgens Sieg und zum 2:0-Vorsprung.

Hermann war stark aus der Eröffnung herausgekommen und hatte nach seiner Einschätzung sogar eine Gewinnstellung, aber konnte sie nicht zum Erfolg umsetzen und verlor. Shit happens.

Auch Burkhard war mit dem Beginn seiner Partie zunächst recht zufrieden, denn sein Gegner lenkte in eine ruhige positionelle Variante der Pirc Verteidigung ein, mit der er in der Vergangenheit schon gegen DWZ-starke Leute gute Ergebnisse erzielt hatte. Diesmal ließ er sich jedoch zu einem verfrühten Springerangriff von h5 gegen seinen Läufer auf f4 verleiten, mit dem Ergebnis, dass der Gegner seinen Läufer bequem nach e3 zurückzog, während Burkhards Springer unter Tempoverlust und auf Kosten eines nicht entwickelten Damenflügels auf f6 zurückkehren musste. Nach der anschließenden standardmäßigen Auflösung der Zentrumsbauern erreichte sein Gegner dann entscheidenden Vorteil und Burkhartd musste sich nach kurzer Zeit geschlagen geben.

Zu Hermanns und Burkhards Ehrenrettung muss man unbedingt erwähnen, dass Hermanns Gegner etwa 200 und Burkhards sogar über 400 DWZ-Punkte mehr aufzuweisen hatte.

Ich, Karl Ulrich, nahm ein Remisangebot meines Gegners gern an; denn ich konnte  zwar mit Najdorf-Sizilianisch  eine meiner Lieblingseröffnungen spielen, hatte aber ungenau agiert und deshalb die gegnerische  Stellung bei materiellem Ausgleich etwas stärker eingeschätzt.

Nun stand es 2,5:2,5; die restlichen drei Partien sahen alle recht ordentlich für uns aus und tatsächlich gelang Christian der nächste Erfolg. Er hatte sich gegen Caro-Kann für den Abtausch des d-Bauern entschieden, darauf entwickelte sich eine scharfe Variante mit gutem Figurenspiel beiderseits. Beim Übergang ins Endspiel gelang es seinem Gegner Druck auf die Königsstellung  auszuüben. Christian entschied sich, seine aktive Dame zur Verteidigung umzugruppieren , drohte dadurch aber auch ein Abzugsschach auf den unrochierten König in der Mitte. Sein Gegner kam nach einem Rundgang ans Brett zurück und schlug sofort freudig einen Bauern , weil er dachte, der Damenzug sei  ein klarer Fehler. Christian  bedankte sich mit der Abzugsgabel auf König und Dame , vier Züge später musste sein Gegner , der die Dame gegen eine Läufer eingebüßt hatte, aufgeben.

Leider widerfuhr Conrad etwas Ähnliches in umgekehrter Richtung. Er verlor nach einem Abzugsangriff, der gleichzeitig Matt und Damengewinn drohte und es stand wieder Unentschieden 3,5:3,5.Raymond stand zwar sehr aktiv und raumüberlegen, allerdings war er nun in der undankbaren Situation, dass der Mannschaftskampf genauso ausgehen würde wie seine Partie. Also lastete die ganze Verantwortung auf ihm.  Nach dem Übergang ins Bauernendspiel hätte er ein sicheres Remis erreichen können, wollte aber mehr. Er drang mit dem König in die gegnerische Bauernstruktur am Damenflügel ein. Zum Glück übersah in dieser Lage sein Gegner einen Gewinnzug, versuchte sich in einer „falschen“ Gewinnkombination, aus der Raymond aber vorher einen Ausweg gesehen hatte. Sein Partiegewinn bescherte uns den 4,5:3,5-Erfolg.  Im dritten Spiel für unsere Mannschaft gelang ihm nun schon der dritte Sieg. Super, Raymond!

 

Und nun stehen wir auf einem ordentlichen Mittelplatz der Bezirksliga, in die wir ja ursprünglich  nur wegen des Meldeverzichts anderer Mannschaften hineinrutschen durften. Aber dieser Entschluss der Mannschaft hat sich klar bewährt, wie auch das heutige Spiel gezeigt hat.