Harzcup 2017 – Die hängenden Türme von Oker

Stars von morgen

Taktik für Einsteiger: Fesselung

Alles gewonnen - einfach genial!

Das Highlight zum Schluss

Dieses Jahr wäre der Harzcup aus gesundheitlichen Gründen im Orgateam beinahe ins Wasser gefallen. Glücklicherweise improvisierten die Schachfreunde aus Goslar und Oker noch ein Miniturnier mit vier Mannschaften. Vielen, vielen Dank. Es ist einfach ein prima Einstiegsturnier im Langschach. Wir nahmen mit zwei Mannschaften teil. Team Scharnhorst mit Leonard, Silas, Joscha und Henry, Team Hildesheimer SV mit Leon, Timo, Artur und Kaan, begleitet von Herrn Sommer.

Treffpunkt ist der Ostbahnhof am 13. Mai – alle sind überpünktlich da. Super, die letzten Details können in aller Ruhe geklärt werden und der Schachtag beginnt äußerst entspannt bei bestem Wetter. Auch das Umsteigen verläuft völlig reibungslos, die gut organisierten Kinder wissen immer, an welchem Gleis der nächste Zug fährt. Am aushängenden Fahrplan wird nochmal überprüft. Alles richtig. Im Zug erinnert Herr Sommer die Kinder daran, dass 90 Minuten ausreichen um sich jeden Zug zu überlegen. Auch am Ende der Partie - in den vergangenen Jahren gab es mehrere Patts. In Oker angekommen wartet bereits ein Spieler des Ausrichters um uns vom Bahnhof abzuholen. Toller Service. Nach der freundlichen Begrüßung geht es los.

Erste Runde: Goslar gegen Oker und Hildesheimer SV gegen Scharnhorst. Die Kinder spielen sehr besonnen. Erst wird der letzte Zug aufgeschrieben, dann nachgedacht, erst dann gezogen. Nach ein paar Minuten der erste Aufreger am Nachbartisch. Patt mit Turm und Dame gegen den König in der Ecke! Bei den Hildesheimern dauert es 20 Minuten bis die erste Partie entschieden ist. Silas lässt Timo keine Chance. Kurz darauf gewinnt Joscha eine spannende Partie gegen Artur. Die wird sogleich im Nebenraum analysiert. Am Nachbartisch kommt derweil das zweite Patt aufs Brett! Kaan und Henry spielen sehr überlegt und unaufgeregt. Das war bei den beiden Jüngsten nicht unbedingt zu erwarten. Das Spiel entscheidet sich, als Kaan mit seinem Turm Henrys Dame angreift. Diese steht vor dem König und kann nicht wegziehen. Beide übersehen, dass der Turm garnicht verteidigt ist und einfach von der Dame geschlagen werden kann. So zieht Henry den König weg, Kaan schlägt die Dame und gewinnt nach 40 Minuten. Leon und Leonard spielen noch fünf Minuten länger. Nach ständigem hin und her gewinnt Leonard die von beiden gut gespielte Partie. Scharnhorst gewinnt 3:1 Goslar gewinnt 2,5:1,5 Mittagspause. Das Essen kommt bei den Kindern gut an und schwierige Entscheidungen müssen getroffen werden. Kaufe ich mir jetzt ein Eis oder nach der nächsten Runde?

Zweite Runde: Oker gegen Scharnhorst und Hildesheimer SV gegen Goslar. Silas kann sein überlegtes Spiel aus Vorrunde nicht wiederholen und hat nach fünf Minuten bereits ordentlich Holz weniger. Macht nichts - ich sehe was, was du nicht siehst und das ist Matt. 1:0 Führung für Scharnhorst. Henry wird völlig überspielt. Das tut seiner guten Laune aber keinen Abbruch. Er ist schon jetzt die gute Seele jeder Mannschaft. Joscha spielt wieder eine sehr interessante Partie. Mit seinem Läuferpaar jagt er die gegnerischen Türme bis sie keine Fluchtfelder mehr haben. Sehr stark gemacht, leider vergisst er dann den Turm auch zu schlagen und spielt einen Zwischenzug. So können sich die Türme befreien und Joscha verliert. Leonard opfert grandios eine Figur um den schwarzen König auf die sechste Reihe zu locken. Beim Hildesheimer SV vergurken die oberen drei Bretter die Eröffnung. Während Artur der geballten Mädchenschachpower wenig entgegenzusetzen hat, schlägt Timo gnadenlos mit voller Wucht zurück. Auch Leon findet trickreich Gegenspiel. Kaan sammelt ganz cool Stück für Stück das gegnerische Holz ein und setzt nach 20 Minuten Matt. Leonard hat inzwischen seine geopferte Figur zurück und zwei Bauern mehr. Herr Sommer geht davon aus, dass Leon noch eine Weile spielen wird und macht mit den anderen Kindern einen kleinen Waldspaziergang. So nutzen wir das schöne Wetter noch ein wenig aus. Im Harz hat man wirklich einen tollen Blick, wenn man eine Weile bergauf geht. Zurück im Spiellokal dann die Überraschung: Leonard hat eine Taktik übersehen und verloren. Schade, Scharnhorst – Oker 1:3. Macht nichts, sehr gut gespielt. Leon spielt tatsächlich noch. Er hat sich einen Vorteil erspielt und baut ihn jetzt nach und nach aus. Sein Gegner investiert fast seine gesamten 90 Minuten um eine Verteidigung zu finden. Das erfordert viel Geduld der anderen Teilnehmer. Während sich die Kinder die Zeit mit Buch und Handys vertreiben, spielt Herr Sommer eine Partie mit einem anderen Betreuer. Nachdem er König und Turm gabelt, nimmt er sich ein Beispiel am Nachwuchs und vergisst, den Turm zu schlagen. Ob da irgendwelche Hypnosestrahlen von den Okertürmen ausgehen? Vielleicht ist auch einfach nur die Harzer Höhenluft schuld. Leon gewinnt jetzt erst einen Springer, dann noch einen Turm. Nach über zwei Stunden Denkarbeit treibt er den König an den Rand und belohnt sich mit einem … Patt! Auweia, als Trostpflaster sichert es den 2,5:1,5 Sieg. Alle Teams haben jetzt einmal gewonnen und einmal verloren. Die letzte Runde entscheidet.

Dritte Runde: Oker gegen Hildesheimer SV und Scharnhorst gegen Goslar. Kaan gewinnt kampflos, sein Gegner musste bereits weg. Silas hat gerade genug Zeit mit warten verbracht und verschwendet keine weitere Zeit mehr mit nachdenken. Alle Züge spielt er sofort, wie aus der Pistole geschossen. Sein junger Gegner lässt sich verunsichert anstecken und versäumt so, Silas ungeschützte Dame zu schlagen. Stattdessen setzt Silas nach knapp zwei Minuten Matt. Auch Leons Partie ist schnell vorbei. Er lässt sich in der Eröffnung die Dame einsperren. Da sitzt die Vorrunde noch in den Knochen (oder im Hirn). Artur greift noch einmal voll an und gewinnt seine Partie. Bei Timo brennt das Brett. In einem wilden taktischen Gemetzel greift er böse fehl und verliert die Partie. Oker – Hildesheim 2:2. Wird es einen Sieger im anderen Duell geben oder entscheiden am Ende gar die Brettpunkte? Henry wird fachgerecht zerpflückt und auch Matt gesetzt. Dafür gewinnt Joscha. Leonards Partie entscheidet das Turnier. Man merkt, dass er wirklich weiß, wo die Figuren hingehören. Herr Sommer ist schwer beeindruckt. Aber auch sein Gegner will nicht patzen und greift Leonards König an. Dieser findet jedoch nach einigem Nachdenken eine Verteidigung und die Partie endet remis. Damit gewinnt Scharnhorst gegen Goslar und das Turnier.

 

Scharnhorst 4:2
Oker, Hildesheimer SV3:3
Goslar2:4

Uff, das war anstrengend und hat etwas länger gedauert als geplant. Aber das Timing war so gut, dass wir unseren Zug ohne viel Wartezeit bekommen. In Goslar haben wir noch Aufenthalt. Zeit zum Fotos machen. Danach hört Herr Sommer nur noch Sching Schang Schong. Um 17:40 Uhr sind wir zurück in Hildesheim. Es war ein schöner Tag, der allen Spaß gemacht hat; mit wunderbarem Wetter, unterhaltsamen Partien und einer wirklich tollen Truppe! Nächstes Jahr gerne wieder mit einem vollständigen Harzcup.